Die Rhein- Neckar-Löwen starten mit einem hart umkämpften Sieg in die neue Saison

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Mannheim/Karlsruhe (esch). Am späten Sonntagnachmittag hatten sich 5571 Zuschauer in der SAP-Arena eingefunden, um mit den Rhein-Neckar-Löwen in die neue Saison zu starten. Mit dem SC Magdeburg kreuzte ein Traditionsverein aus dem Osten seine Klingen mit dem deutschen Vizemeister. Die Hausherren behielten zwar nach heiß umkämpften sechzig Minuten mit 24:23 die Oberhand und bauten ihre Heimserie weiter aus, zeigten aber, dass noch viele Baustellen zu bearbeiten sind.
Trainer Nikolaj Jacobsen sparte in seiner ersten Pressekonferenz in der SAP-Arena daher nicht mit Kritik: „Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten, aber nicht zufrieden mit der Leistung. Es war ein glücklicher, kein schöner Sieg. Wir hatten einen guten Torwart. Man hat auch gesehen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.“
Sein Kapitän Uwe Gensheimer gab zu: „Ich bin glücklich, dass wir heute gewonnen haben, denn es sah lange Zeit nicht danach aus. Bei uns lief es in der Anfangsphase nicht und dann wurden wir unruhig als wir in Rückstand geraten sind. Wir haben das Spiel durch eine starke kämpferische Leistung in der zweiten Hälfte noch drehen können.“

Starke Magdeburger machten Myrhol das Treffen schwer (Foto: cls)
Starke Magdeburger machten Myrhol das Treffen schwer (Foto: cls)

Die Löwen erwischten einen guten Start und gingen durch Patrick Groetzki mit 1:0 in Führung, aber danach bestimmten die Magdeburger das Geschehen. Mit einer aggressiven Abwehrarbeit störten sie die Angriffsversuche der Gastgeber doch beträchtlich und zwangen sie immer wieder zu schnellen Abschlüssen. Nach sieben Minuten führte der SCM mit 2:3 und brachte sich dann selbst durch zwei Zeitstrafen in eine doppelte Unterzahl. Die Gelbhemden waren zu diesem frühen Zeitpunkt aber noch viel zu nervös um daraus Kapital zu schlagen. Im Gegenteil, die Gäste erhöhten durch Espen Lie Hansen sogar auf 2:4. Die Leistung des Vizemeisters stimmte nur in der Abwehr, vor allem auch weil Niklas Landin-Jacobsen wieder eine glänzende Vorstellung bot. Im Angriff lief es bei den Löwen noch lange nicht rund und sie produzierten viele Fehler, die zu einfachen Gegentoren führten. Das Team aus der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt war von Trainer Geir Sveinsson blendend eingestellt worden und präsentierte sich in einer erstaunlichen Frühform. Bis zur Pause konnten Gensheimer und Kollegen froh sein, dass sie nicht höher als 8:11 in Rückstand geraten waren.
Nach dem Wechsel wurde die Stimmung bei den Löwen-Fans schlagartig besser, als ihre Schützlinge in der Anfangsphase im Angriff effektiver agierten und beim 11:12 wieder den Anschluss hergestellt hatten. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn die Fehlerquote der ersten Hälfte setzte sich auch nach dem Wiederanpfiff fort und der SCM zog erneut Nutzen daraus. Die Badener rannten sich zu oft in der sattelfesten Abwehr der Grünen fest oder scheiterten an Jannick Green, den Nationalmannschaftskollegen von Landin. Nutznießer war meistens Robert Weber, der mit seinen erfolgreichen Gegenstößen die Hausherren ins Mark traf. Innerhalb einer Minute baute er den Vorsprung seiner Mannschaft abermals auf drei Tore aus. Der Vizemeister gab in der Folgezeit sofort die richtige Antwort, so dass der Rückstand nicht weiter anwachsen konnte. Mitte der zweiten Halbzeit betrug beim 16:19 die Differenz immer noch drei Treffer. In der 49. Minute verkürzte Groetzki durch einen schnell vorgetragenen Angriff wieder einmal auf zwei Tore. Im Gegenzug unterlief dem SCM ein Fehler und verlor den Ball an den Ex-Magdeburger Stefan Kneer, der sofort einen Gegenstoß einleitete, den Gensheimer zum 19:20 im Gehäuse von Green unterbrachte. Trainer Sveinsson zückte den grünen Karton und stellte seine Mannschaft neu ein. Die SAP-Arena wurde lauter, denn das Publikum spürte, dass da noch etwas passieren konnte. Leider blieben Kim Ekdahl du Rietz aus dem Rückraum und Gensheimer von Linksaußen am Gästekeeper hängen, sonst wäre die Wende schon früher gekommen. Doch der Löwenkapitän war bei seinem Versuch gefoult worden, so dass Gensheimer zum sechsten Mal an die Linie durfte. Er markierte sicher den nächsten Treffer und erzielte damit den Ausgleich zum 20:20. Der Jubel in der Mannheimer Arena kannte keine Grenzen als Groetzki den nächsten Gegenstoß zur ersten Führung nach dem 1:0 bei Spielbeginn nutzte. Zwar glich Weber sofort wieder aus, aber Bjarte Myrhol ließ sich am Kreis nicht mehr bremsen und legte erneut vor. Noch etwas mehr als sechs Minuten auf der Hallenuhr und ein Tor in Front, das hatte das Löwenrudel fünf Minuten zuvor nicht mehr für

Kim Ekdahl du Rietz gab in Hälfte zwei Gas (Foto: cls)
Kim Ekdahl du Rietz gab in Hälfte zwei Gas (Foto: cls)

möglich gehalten. Die Badener setzten den Gegner weiter unter Druck scheiterten aber durch Groetzki und Spielmacher Schmid abermals an Green. Der Neuzugang aus Norwegen, Harald Reinkind tankte sich drei Minuten vor dem Ende durch das Abwehrbollwerk der Gäste und bescherte seinem Team die erste Führung mit zwei Toren. Marko Bezjak und Groetzki erhöhten den Spielstand auf 24:22, aber die Löwenführung blieb erhalten. Sie hatte auch anderthalb Minute vor dem Schlusspfiff noch Gültigkeit, da Landin mit seiner 15. Parade einen Wurfversuch von Weber entschärfte. Noch eins zwölf auf der Spieluhr und der SC rückte zur offenen Deckung raus. Auszeit für die Löwen. Die Dramatik war jetzt kaum noch zu überbieten. Die Gäste verteidigten aggressiv und eroberten den Ball. Im folgenden Angriff versuchte der Spielmacher der Gäste, Bezjak, Landin mit einem Unterarmwurf zu überlisten, aber der Däne war aufmerksam und wehrte ab. Eine knapp halbe Minute musste das Publikum zittern, aber man lag ja noch zwei Tore vorne. Die Grünen setzten die Gelben sofort wieder unter Druck und eroberten erneut die Harzkugel. Jetzt machte es Bezjak besser und netzte zum 24:23 ein. Noch zwölf Sekunden Hochspannung. Das Publikum hatte sich schon lange von den Sitzen erhoben und feuerte die Mannschaft frenetisch an. Schlusspfiff!! Glücklich lagen sich die Spieler in den Armen und auf den Rängen wurde der nicht mehr erwartete Sieg gefeiert.
Trainer Jacobsen war nach der Pressekonferenz noch sichtlich geschafft von seinem ersten Auftritt in der DKB-Handball-Bundesliga: „Es sah 52 Minuten gar nicht gut aus für uns. Aber ich muss meinen Jungs ein Lob aussprechen, denn sie haben in den letzten acht Minuten Charakter gezeigt. Magdeburg sind dann erst gegen Ende die Fehler unterlaufen, so dass wir doch noch im Spiel ankommen konnten. Ich habe in der Kabine zur Mannschaft gesagt, dass wir auch die hässlichen Punkte mitnehmen. Es war das schlechteste Spiel meiner Mannschaft seit ich mit ihr arbeite.“

Rhein-Neckar Löwen: Niklas Landin-Jacobsen, Bastian Rutschmann (für einen Siebenmeter) – Andi Schmid, Uwe Gensheimer (9/5), Stefan Kneer (2), Bjarte Myrhol (4), Mads Mensah Larsen (1), Patrick Groetzki (5), Harald Reinkind (1), Gedeon Guardiola, Alexander Petersson, Kim Ekdahl Du Rietz (2)
SC Magdeburg: Jannick Green Krejberg, Dario Quenstest (für zwei Siebenmeter) – Andreas Rojewski (2), Matthias Musche (2), Fabian van Olphen, Jure Natek (2), Yves Grafenhorst, Michael Haaß, Marko Bezjak (2), Maciej Gebala, Tomasz Gebala, Robert Weber (9/3), Bartosz Jurecki (3), Espen Lie Hansen (3).