Rhein-Neckar Löwen setzen sich erst gegen Ende bei den Eulen deutlich durch

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(es) Viele der Anhänger der Rhein-Neckar Löwen kamen zum Derby gegen die Eulen Ludwigshafen mit der Straßenbahn und hofften endlich wieder einen rauschenden Handballabend zu erleben. Sie wurden aber bitter enttäuscht, denn der Deutsche Pokalsieger sicherte sich auch gegen das Schlusslicht der DKB Handball Bundesliga mit 21:28 die beiden Punkte erst gegen Ende der Partie.

Wie schon im letzten Heimspiel gegen GWD Minden wechselten bei der Truppe von Trainer Nicolaj Jacobsen Licht und Schatten ab. „Wir erlauben uns noch zu viele Schwächephasen im Spiel“, gab der dänische Meistertrainer nach Spielende zu. Tatsächlich hatten die Gelbhemden in jeder Halbzeit eine Phase, in der sie den Zuschauern viel Leidenschaft, Tempo und technische Raffinessen boten. Doch dann folgte wieder ein Abschnitt, indem die Löwen sehr verunsichert wirkten. Von jetzt auf nachher unterliefen den Badenern technische Fehler, gingen Bälle durch Missverständnisse verloren oder wurden Chancen leichtfertig vergeben. Die Gegner von der anderen Seite des Rheines witterten in diesen Abschnitten ihre Chance und kämpften als ginge es um ihr Leben. Trainer Ben Matschke hatte seine von Verletzungen arg gebeutelte Truppe hervorragend auf den Favoriten eingestellt. Die Rothemden arbeiteten in der Abwehr sehr aggressiv und ließen in vielen Abschnitten keinen richtigen Spielfluss bei den Löwen zu. Selbst in Unterzahl waren die Pfälzer selten zu knacken und verhinderten erfolgreich Gegentore. Zweimal gelang es den Matschke Jungs sogar, mit einem Mann weniger auf der Platte einen erfolgreichen Nadelstich zu setzen. Erst gegen Ende der Begegnung gelang es dem Vizemeister der vergangenen Runde sich etwas Luft zu verschaffen. Allerdings wirkten die Aktionen der Jacobsen Schützlinge immer noch verkrampft und entstanden auch vielfach nur dadurch, dass beim Tabellenletzten allmählich die Kraft nachließ.

 

In der mit 2350 Zuschauern ausverkauften „Eberthölle“ spürten die Anhänger aus beiden Lagern, dass diese Partie kein handballerischer Leckerbissen werden wird. Schon die Anfangsphase war geprägt von aggressiven Abwehraktionen und unnötigen Ballverlusten. Es dauerte immerhin bis zur vierten Minute bis der erste Treffer fiel. Es war nicht nur ein Verdienst der aufmerksamen Torhüter, Stefan Hanemann bei den Eulen und Andreas Palicka bei den Löwen, die beide sofort auf Betriebstemperatur waren, sondern am unsicheren Agieren der Angreifer. Nach dem 2:1 für die Gastgeber bestimmten die Löwen das Geschehen und bauten mit guten Aktionen den Vorsprung auf 3:6 aus. Beteiligt war in dieser Phase auch wieder Palicka, der vor allem dem Rückraum der Hausherren den Schneid abkaufte. Außerdem wehrte er auch einen Siebenmeter von Jannik Hofmann ab. Die Rothemden ließen sich aber nicht sonderlich beeindrucken und kämpften mit der Unterstützung ihrer Fans weiter. Mitte der ersten Hälfte hatten sich die Eulen auf 5:6 in Schlagdistanz gebracht und boten den Zuschauern eine Begegnung auf Augenhöhe. Der Favorit konnte zwar in der Deckung eine ordentliche Leistung bieten, hatte aber im Angriff immer noch zu viele Unsicherheiten drin. Die Leichtigkeit mit der die Löwen zu Beginn der Saison auftraten fehlt einfach in der jetzigen Situation. Die Pfälzer wollten daraus Kapital schlagen und kämpften verbissen. Sie netzten bei der ersten Unterzahl durch Jonathan Scholz mit einem schnellen Gegenstoß zum 7:8 ein. Als Kapitän Gunnar Dietrich kurz danach die nächste Zeitstrafe hinnehmen musste, verhinderte Hanemann mit einer Parade einen höheren Rückstand. Beim folgenden Angriff versenkte Rückraumschütze Daniel Hideg die Harzkugel zum 9:9 Ausgleich im Gehäuse der Gäste. Der gleiche Spieler sorgte mit einem weiteren Hammer für die 10:9 Führung der Hausherren. Die Halle glich wirklich einer Hölle. Die Löwen wachten plötzlich auf und kamen durch die beiden agilsten Rückraumstrategen, Spielmacher Andy Schmid und Shooter Mads Mensah, doch noch zu einer 11:13 Pausenführung.

 

Nach dem Wechsel erwischten die Gäste aus Baden erneut eine gute Phase und brachte Spielmacher Schmid zurück auf die Platte, nachdem ihm sein Coach vor der Pause einige Minuten zu Regeneration zugesprochen hatte. Der Schweizer im gelben Trikot erhöhte auf 11:14, übernahm sofort wieder die Regie bei den Angriffen der Löwen. Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson trat zu einem Siebenmeter an die Linie, scheiterte aber mit seinem Versuch an Hanemann. Der Isländer sicherte sich den Abpraller und erhöhte auf 11:15. Nach einem Fehlpass von Kapitän Dietrich zog Sigurdsson davon und verlud Hanemann zum 11:16, Zeit für ein Timeout bei den Eulen. Die Löwenanhänger hofften, dass das Spiel ihrer Lieblinge nun ruhiger werden wurde, nachdem der Vorsprung auf fünf Treffer angewachsen war, wurden aber erneut enttäuscht. Die Matschke Truppe gab sich noch nicht geschlagen und fightete zurück. Mit einem 3:0 Lauf schafften die Rothemden beim 16:18 den Anschluss und zwangen nun Nikolaj Jacobsen den grünen Karton einzusetzen. Mit einem weiteren 0:3 Lauf durch Jerry Tollbring von der Siebenmeterlinie und zweimal Shooter Mensah bauten die Gäste das Polster erneut auf fünf Tore aus. Die Gastgeber gingen ab Mitte der zweiten Hälfte dann höheres Risiko und arbeiteten mit dem siebten Feldspieler. Sie eröffneten dem Gegner dadurch zusätzliche Chancen, der aber beim ersten Versuch von Palicka scheiterte, der das leere Tor verfehlte. Als Sigurdsson den nächsten Gegenstoß zur 16:22 Führung nutzte war zehn Minuten vor dem Ende wohl eine kleine Vorentscheidung gefallen. Trainer Matschke startete jedoch noch einen weiteren Versuch und schwor seine Truppe in einer Auszeit noch einmal neu ein.  Aber die Deckung der Löwen stand inzwischen sicher und ließ sich auch von sieben Gegnern nicht mehr überraschen. Torhüter Palicka und Kapitän Schmid versenkten Ballgewinne im leeren Tor der Ludwigshafener. Der Coach der Hausherren reagierte und stellte den Versuch mit dem siebten Feldspieler wieder ein. Die Badener waren inzwischen auf 18:26 enteilt und hatten acht Minuten vor dem Schlusspfiff den Sack endgültig zugemacht. Die Schlussphase endete dann mit jeweils zwei weiteren Toren auf beiden Seiten, sodass nach sechzig Minuten ein Endergebnis von 21:28 auf der Anzeigetafel festgehalten wurde.

Die Rhein-Neckar Löwen haben nach dem Arbeitssieg gegen Minden einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht. Der Auswärtssieg bei den Eulen war zwar keine handballerische Offenbarung, aber Kapitän Schmid und seine Kameraden zeigten Engagement und arbeiteten wieder mit höherem Tempo. Die Fans sind nun auf die Auseinandersetzung mit dem Überraschungsteam SC Magdeburg am Donnerstag, 06. Dezember in der SAP-Arena gespannt.

 

 

Für die Eulen spielten:Stefan Hanemann, Matthias Lenz – Frederic Stüber (2), Stefan Salger (2), Gunnar Dietrich (2), Daniel Hideg (3), Jonathan Scholz (3), Max Haider (1), Alexander Falk (3), Jannik Hofmann (1/1), Jerome Müller (3), Kai Dippe (1)

Für die Löwen spielten: Andreas Palicka (1), Mikael Appelgren – Andy Schmid (4), Vladan Lipovina, Gudjon Valur Sigurdsson (10/3), Bogdan Radivojevic, Jerry Tollbring (2/2), Ilija Abutovic, Mads Mensah (6), Steffen Fäth, Filip Taleski (1), Gedeon Guardiola, Alexander Petersson (2), Jesper Nielsen (1), Tim Ganz