Bundesliga-Superball wird alles toppen: HSG Konstanz – TGS Pforzheim

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TGS Pforzheim
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Daniel Eblen ist seit Anfang 2004 Cheftrainer der HSG Konstanz. Vorher hat er bei der HSG sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen und spielte schließlich mit der ersten Mannschaft in der 2. Bundesliga, bevor ihn eine schwere Knieverletzung zum endgültigen Rücktritt zwang. Anschließend begann er als Co-Trainer unter Adolf Frombach seine Trainerkarriere bei der HSG. Der 39-jährige gebürtige Konstanzer ist verheiratet, hat einen Sohn, einen Bruder und zwei Schwestern und ist Sohn von HSG-Präsident Otto Eblen. Als Diplom-Kaufmann und gelernter Steuerfachangestellter arbeitet er in einer Steuerkanzlei. Im Gespräch mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas unterhielt sich der A-Lizenzinhaber allen voran über den Bundesliga-Superball am 10. Januar in der Konstanzer Schänzle-Sporthalle. Zudem spricht er über eine insgesamt gelungene Hinrunde, die Ziele in der Rückrunde und das, was Jugend-, Frauen- und Männerhandball unterschiedet und ausmacht.

 

Dani, nach der kurzen Winterpause: Sind die Akkus bei Dir und den Spielern wieder aufgeladen? Sind alle Verletzungen auskuriert?

 

Den Spielern hat die Pause sehr gut getan. Unsere beiden Verletzten Matthias Stocker und Alexander Lauber sind wieder einsatzbereit (nach Finger- bzw. Handfraktur, d. Red.). Für mich persönlich war allerdings beruflich einiges zu erledigen, außerdem möchte unser kleiner Sohn über die Feiertage natürlich von allen gesehen werden, sodass man auch viel auf Reisen ist, bis man alle besucht hat.

 

17:13 Punkte stehen nach der Hälfte der Saison zu Buche – exakt so viele wie zur Halbzeit der letzten Spielzeit. Dieses Mal bedeutet das Platz vier, sogar einen Rang besser als im letzten Winter. Siehst Du Dein Team zum jetzigen Zeitpunkt im Soll?

 

Absolut gut im Soll. Es ist zwar alles unwahrscheinlich dicht beieinander in dieser Liga – aber es war auch abzusehen, dass es so knapp zugehen würde.

 

Nach dem Fehlstart mit 1:7 Punkten gelangen der HSG Konstanz zuletzt 16:6 Punkte in Folge und die sechs Minuspunkte aus dieser Zeit resultieren aus zwei hauchdünnen Ein-Tor-Niederlagen beim Tabellenzweiten Nußloch und in Herrenberg sowie einer ebenfalls knappen 22:24-Heimniederlage gegen Spitzenreiter Leutershausen. Wie stabil ist das junge HSG-Team mittlerweile?

 

Man hat gesehen, dass es immer an Kleinigkeiten liegt. Klar, wir haben unsere Punkte im Verlauf der Hinrunde nach einer Durststrecke zu Beginn geholt. Man kann also schon sagen, dass wir ein gewisses Maß an Stabilität gewonnen haben. Allerdings ist eine allgemeine Einschätzung in dieser Hinsicht immer schwierig, schließlich haben wir auch gut gespielt und verloren – und umgekehrt. Insofern müssen wir unsere Stabilität gerade in der Rückrunde weiter unter Beweis stellen.

 

Laut den Statistiken ist im Vergleich zur vergangenen Spielzeit insbesondere eine Weiterentwicklung in der Offensive zu verzeichnen, denn letzte Saison stellte die HSG Konstanz die drittbeste Abwehr der Liga, aber auch das Team, das am wenigsten Treffer erzielt hatte. Nun kassierten erneut nur zwei Teams weniger Gegentore als die HSG, allerdings weisen jetzt auch fünf Teams weniger eigene Treffer auf, als Konstanz.

 

Das nur anhand dieser Statistiken festzumachen, wäre verfehlt. Allerdings spielen wir tatsächlich vor allem immer besser über außen. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber verkürzt ausgedrückt kann man sicher sagen, dass wir in allen Bereichen variabler geworden sind.

 

Stufst Du das aktuelle Team mit den vielen jungen Spielern insofern weiter ein, als vor einem Jahr?

 

In einer Mannschaft wie unserer, in der ein ständiges Kommen und Gehen herrscht, gibt es zwei Seiten der Medaille. Natürlich bekommen so die jungen Spieler vermehrt ihre Einsatzzeiten, dennoch fehlen bei solchen Abgängen wie Patrick Glatt oder Yannick Schatz auch wichtige Säulen. Es braucht dann einfach ein wenig Zeit und Geduld, bis sich alles wieder entwickelt hat. Wenn Spieler schon eine gewisse Zeit miteinander verbracht haben, funktioniert das Zusammenspiel besser und viele Dinge laufen automatisiert ab.

 

Es fällt überdies auf, dass im Vergleich zur letzten Saison, als nahezu alle Spiele der HSG Konstanz echte Krimis und ganz enge Angelegenheiten waren, in dieser Runde vor allem die Heimspiele zumeist sehr viel deutlicher erfolgreich gestaltet werden konnten. Woran liegt das?

 

Schwer zu sagen. Vielleicht werden gerade auswärts in der Schlussphase bei einem größeren Rückstand ein paar Körner gespart, weil die einzelnen Saisonteile extrem anstrengend und herausfordernd sind.

 

Die zweite Mannschaft befindet sich mit 18:6 Punkten als Südbadenliga-Spitzenreiter auf Aufstiegskurs in die Oberliga Baden-Württemberg. Außerdem haben sich eine ganze Reihe von Spielern so auch für ihre Einsätze in der 3. Liga empfehlen können. Wie wichtig ist der Unterbau mit der A-Jugend-Bundesliga und der zweiten Mannschaft für das Drittligateam?

 

Das hat eine große Bedeutung für uns, hatte es aber auch schon in den letzten Jahren. Es wird nur immer offensichtlicher, wie gut es unseren jungen Spielern tut, sich zusätzliche Spielanteile in der Südbadenliga holen zu können, da wir so viele junge Leute haben, die problemlos ohne sich festzuspielen zwischen den Mannschaften wechseln dürfen. Man denke nur an Kai Mittendorf, Max Wolf, Alexander Lauber, Benjamin Schweda, Patrick Muturi, Matti Hengst, die auch noch aus der eigenen Jugend stammen, aber auch Luis Pfliehinger, Felix Krüger und Michael Oehler.

 

Wenn wir in die Zukunft schauen, überstrahlt der Bundesliga-Superball am 10. Januar alles. Was schießt Dir beim Gedanken daran zuerst durch den Kopf?

 

(lacht) Ein Haufen Leute, eine volle Halle, ein Heimsieg – und fantastische Stimmung. Für unser junges Team wird das etwas ganz Besonderes.

 

Die Vorfreude ist groß. Verspürt man angesichts der imposanten Kulisse auch einen gewissen Druck, oder besteht die Gefahr einer Übermotivation? Wie bereitet man ein mit einem Durchschnittsalter von unter 23 Jahren extrem junges Team auf solch ein Ausnahme-Event vor?

 

Spieler sind ja keine Marionetten, an denen man beliebig an gewünschten Schräubchen drehen kann. Ich werde meine Jungs ganz normal auf den Gegner vorbereiten und dafür sorgen, dass sie damit die nötige Sicherheit haben. Der Rest ergibt sich von alleine.

 

Mit der TGS Pforzheim stellt sich ein unbequemer und vor allen Dingen unberechenbarer Kontrahent in der „Schänzle-Hölle“ vor. Wie bereits angesprochen: Nur zwei Teams haben weniger Treffer kassiert als die HSG. Neben Tabellenführer Leutershausen ist dies mit der zweitbesten Defensive der Liga Pforzheim. In der Offensive haben sie jedoch, auch aufgrund großer Verletzungssorgen, trotz einiger klangvoller Namen im Kader Probleme und die wenigsten Treffer aller Teams erzielt. Wie gefährlich ist der „angeschlagene Boxer“ TGS Pforzheim?

 

In der Tat, Pforzheim ist sehr unangenehm zu bespielen – es fallen mir aber auch einige andere Teams ein, die genauso unbequem sind. Die TGS-Abwehr ist natürlich richtig stark und kann sich mit Jonathan Binder auf einen Klasse-Mann zwischen den Pfosten verlassen. Im Angriff haben sie gute Einzelkönner, wie den letztjährigen Drittliga-Torschützenkönig Florian Taafel, den Ex-Bundesligaspieler Nils Brandt und den ehemaligen polnischen B-National- und Erstligaspieler Michal Wysokinski, die aus jeder Situation ein Tor machen können. Und dann ist da auch noch Weltmeister Andrey Klimovets, der in den letzten Spielen der Pforzheimer nunmehr auch auf dem Spielfeld für wichtige Impulse sorgte und wohl auch gegen uns spielen wird… Wir müssen einfach schauen, dass unsere Abwehr gut steht und wir im Angriff im Vergleich zum Hinspiel (24:24-Remis, d. Red.) viel beweglicher agieren, um die nötigen Lücken zu finden.

 

Was muss passieren, damit der 10. Januar perfekt für Dich wird?

 

Ganz wichtig: selbstverständlich ein Heimsieg. Für die Zuschauer natürlich am besten nach einem spannenden Spiel – aber wichtig ist einfach, gut in die Rückrunde zu starten.

 

Und was möchtest Du bis zum Saisonende erreichen?

 

Losgelöst von einer bestimmten Platzierung, die angesichts des engen Punkteverhältnisses eines großen Verfolgerfeldes ohnehin unmöglich zu prognostizieren ist, wünsche ich mir, dass wir im Angriff noch mutiger spielen. Zwar innerhalb unseres Systems, aber insgesamt noch mutiger in den entscheidenden Situationen. Des Weiteren sollte unsere Abwehr auch in Zukunft so sattelfest stehen, wie schon in der Vergangenheit.

 

Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Handball in der A-Jugend-Bundesliga, der 2. Frauen-Bundesliga und der 3. Bundesliga der Männer und was macht die Spiele in den jeweiligen Klassen aus?

 

Im Vergleich zur A-Jugend, aber auch zu den Frauen, gibt es schon große Unterschiede, was die Physis und die Athletik betrifft. Vor allem die Rückraumspieler und Kreisläufer haben es nach dem Übergang aus dem Jugend- in den Herrenbereich daher auch zu Beginn besonders schwer. Die körperliche Präsenz der Gegenspieler ist dort schon eine andere. Allerdings ist die Frequenz der Angriffe im Jugend- und Frauenhandball höher. Die Spielüberbrückung geht schneller, da oft der schnelle Ball nach vorne gespielt wird. Allgemein kann man sagen, dass im Herrenbereich ruhiger aufgebaut wird und je höher die Klasse ist, desto besser ist die Besetzung mit Spielern, die ihre Tore selbst aus zehn bis elf Metern machen können. Das ist bei den Spitzenmannschaften extrem, aber ebenso in der 3. Liga zu finden – wenn auch nicht so oft.

 

Warum muss man am 10. Januar unbedingt zum Bundesliga-Superball in die Schänzle-Sporthalle kommen?

 

Die Stimmung wird fantastisch sein, das zu erleben wird auch für die Zuschauer ein besonderes Erlebnis. Mir wurde schon nach dem Spiel gegen Leutershausen immer wieder begeistert erzählt, wie mitreißend die grandiose Atmosphäre damals auch für die Fans war. Ich denke, der Bundesliga-Superball wird da noch eins draufsetzen und alles toppen. Zudem hilft uns das sehr. Wir haben gerade in den Heimspielen immer wieder die Partien in der zweiten Halbzeit gedreht und sind mit den Fans im Rücken immer besser geworden – daran hat die lautstarke Unterstützung sicherlich einen großen Anteil.