Stocker trifft Titelverteidiger ins Mark

0
870
SG Leutershausen
www.sgl-verein.de

Stocker trifft Titelverteidiger ins Mark

(msc) Neun Sekunden vor Schluss in doppelter Überzahl das 23:23 erzielt – unter diesen Voraussetzungen ist alles andere als ein Punkt eine kleine Sensation. Solch eine gab es beim Auftritt der SG Leutershausen bei der HSG Konstanz. Der Tabellenerste erarbeitete sich noch einmal einen Freiwurf, Matthias Stocker nahm sich das Leder und hämmerte es Richtung rot-weißer Mauer. Zur Freude der vollbesetzten Schänzle-Halle fand der Ball eine Lücke und seinen Weg ins SGL-Gehäuse. Entsetzung machte sich breit im Lager des Zweiten. „Ein Unentschieden wäre verdient und leistungsgerecht gewesen“, hadert Kapitän Jochen Geppert nach der Partie. Mit leeren Händen fahren die „Roten Teufel“ vom Bodensee zurück. Die Zielsetzung fürs Spitzenspiel, bestmöglich mitzuhalten und lange am Primus dran zu bleiben, haben die Rothemden zwar unbestritten erreicht, die Last-Minute-Niederlage sorgte dennoch nicht gerade für Freude, so Geppert weiter: „Das war natürlich sehr unglücklich.“ An der Erfahrung habe es aber nicht gelegen. „Das war einfach nur Glück – oder eben für uns Pech.“

Zu Spielbeginn zeigte die SGL zunächst, dass sie nicht nur als Sparringspartner in den Süden gefahren sind. Die Defensive stand exzellent und hielt die HSG fünf Minuten lang vom eigenen Tor fern, offensiv fand das Spielgerät gleich drei Mal den Weg ins gegnerische Gehäuse. Konstanz kam nun zwar endlich auch in die Partie, doch Leutershausen hielt den Vorsprung und spielte seine Leistung konstant herunter. In den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte wollten es die Gastgeber aber noch einmal wissen und erhöhten den Druck. Zwei Treffer des starken Mathias Riedel sowie ein Tor von Fabian Schlaich und schon war der Ausgleich wieder hergestellt. SGL-Kapitän Geppert brachte die Rot-Weißen erneut in Führung, dann dominierten die Abwehrreihen fünf Minuten lang die Begegnung. „Alles in allem haben wir gut dagegen gehalten“, weiß er: „wir haben uns gegen ein Team, das defensiv gut steht und offensiv nur wenig Fehler macht, sehr gut verkauft.“ Aus der Tiefschlafphase erwachten die Hausherren kurz vor der Pause zuerst und drehten die Partie zum 11:10-Halbzeitstand.

Doch dieser leichte, psychologische Nachteil beeindruckte die Gäste nicht, angeführt vom Kapitän glichen sie ein ums andere Mal aus. Ein 4:0-Lauf und die damit verbundene siebenminütige Schwächephase der heimischen HSG eröffnete dann wieder mehr Möglichkeiten für Marc Nagels junge Truppe. Doch Konstanz verhielt sich, wie sich eine Spitzenmannschaft in solchen Situationen verhalten muss und hatte umgehend die richtige Antwort parat. Innerhalb von fünf Minuten erkämpfte sich das Bodensee-Team den 18:18-Ausgleich – der Startschuss zu einer turbulenten und atemberaubenden Schlussphase. Die „Roten Teufel“ legten noch einmal vor und gingen mit einer 21:19-Führung in die letzten neun Minuten, Konstanz-Coach Daniel Eblen zog die letzte Auszeit. Riedel belohnte ihn dafür und hämmerte das Spielgerät gleich doppelt in die Maschen, Nagel tat es seinem Kollegen gleich und legte ebenfalls den grünen Karton auf den Zeitnehmertisch. Doch die Gastgeber waren fest gewillt, ihre Heimstärke auch im Spitzenspiel gegen den Titelverteidiger zu demonstrieren und legten zwei weitere Tore zur 23:21-Führung nach. Als Marc Wetzel auch noch eine zwei Minuten Strafe erhielt, schienen die Chancen der SGL auf einen Punktgewinn verschwindend gering zu werden.

Doch wer dachte, das Spiel sei gelaufen, der irrte gewaltig: Leutershausen kämpfte sich, begünstigt durch zwei Zeitstrafen gegen die Gastgeber, zurück in die Partie. In doppelter Überzahl netzte Stefan Salger neun Sekunden vor Schluss zum umjubelten Ausgleich ein – doch auch das war noch nicht das Ende der dramatischen Schlussphase. Matthias Stocker gelang der unbeschreiblichen Siegtreffer, der die Bergsträßer mitten ins Mark traf. Allzu große Trauer gab es bei der Nagel-Sieben indes nicht. „Das sind die Spiele, für die wir Handball spielen und uns Woche für Woche quälen“, erklärte Nagel vor dem Aufeinandertreffen. Diese Stimmung prägte auch nach der unglücklichen Niederlage das Seelenleben der SG leutershausen. „Die Stimmung war klasse, das ist eine geile Halle“, gab Geppert zu Protokoll.

HSG Konstanz: Poltrum, hanemann; Schlaich 6, Riedel 6, Mittendorf, Flockerzie 3, Stocker 4, Oehler, Kaletsch 2/1, Krüger, Lauber, Maier-Hasselmann 3, Jud.

SG Leutershausen: Hübe, Mangold; Wetzel 1, Wilde, Salger 3, Räpple, Pfattheicher 5, Geppert 6/1, Bauer 3, Spohn 4, Pestinger 1, Conrad, Karpstein, Ratzel.