Vor 1850 Fans bei Superball: Konstanz jubelt und distanziert Nußloch

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HSG Konstanz – SG Nußloch 28:26 (15:13)

1850 enthusiastische HSG-Fans sorgen für neuen Konstanzer Zuschauerrekord.

HSG lässt sich nach Anlaufschwierigkeiten von Welle der Begeisterung tragen.

E59T0954Alle waren sie gekommen, die Oberbürgermeister und Bürgermeister der Region, die Vorstände der großen Unternehmen, die Vertreter der Konstanzer Hochschulen und viele weitere prominente Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft. Zusammen mit 1850 Fans in der fast ausverkauften 1900 fassenden Konstanzer Schänzle-Sporthalle wurden sie Zeugen eines neuen Konstanzer Zuschauerrekords nach 1800 Besuchern beim letzten Superball und eines packenden Drittliga-Gipfeltreffens zwischen Spitzenreiter HSG Konstanz und dem Dritten SG Nußloch. Mit einer elektrisierenden Kulisse im Rücken distanzierte Konstanz auch den Verfolger Nußloch mit 28:26 (15:13) und thront mit nunmehr 14 Spielen ohne Niederlage, 27:1 Punkten in Folge und 33:5 Zählern sieben Punkte vor dem Zweiten Leutershausen und zehn vor Nußloch an der Tabellenspitze der 3. Liga.

Kurz vor dem Anpfiff hatte Uli Burchardt, Schirmherr des Superball-Events und Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, sich gewünscht, dass „die Luft brennt und das Blut kocht“ – damit die HSG Konstanz einen weiteren Schritt in Richtung 2. Bundesliga gehen möge. „Wir sind stolz auf unsere HSG in der Sportstadt Konstanz, unser Aushängeschild und den Leuchtturm in unserer Stadt. Die zweite Liga wäre toll für uns alle.“ Ein paar Meter weiter drängten sich die Zuschauer noch in langen Schlangen an der Kasse, während drinnen langsam Gänsehaut-Feeling herrschte.

Kalt den Rücken lief es den HSG-Akteuren schon beim Einlaufen in die rappelvolle „Schänzle-Hölle“ den Rücken hinunter, als sie in dunkler Halle von hunderten leuchtenden Smartphones begrüßt wurden. Eine einzigartige Atmosphäre, die alle Konstanzer Mannschaften zum Sieg beflügelte. Während die D-Jugend einen 35:14-Kantersieg feierte und ebenso erfolgreich war wie die E-Jugend und die dritte Mannschaft mit einem 28:25-Sieg gegen Gottmadingen, so verteidigte die zweite Mannschaft der HSG Konstanz schon vor vielen hundert Zuschauern mit einem souveränen 29:21-Erfolg gegen Bretten den siebten Tabellenplatz in der Oberliga. Der einzige kleine Wermutstropfen des eindrucksvoll gelungenen Events war das 35:35-Remis der Frauen des SV Allensbach im Duell mit Pforzheim, nachdem sich der SVA trotz eines Sieben-Tore-Vorsprungs sieben Minuten vor dem Abpfiff in letzter Sekunde noch mit einem Unentschieden begnügen musste. Trotzdem reichte der Punktgewinn vor bereits 1400 Zuschauern für den Sprung auf den zweiten Platz in der 3. Liga.

Zum Höhepunkt des Abends gingen auch die Wünsche des Konstanzer Oberbürgermeisters in Erfüllung. Die „Schänzle-Hölle“ kochte. Auf dem Spielfeld hingegen brannten zunächst die Gäste aus Nußloch ein Feuerwerk ab. Etwas mehr als neun Minuten waren gespielt, da hatte die SGN den Gastgebern eine kalte Dusche verpasst. 7:3 führte der Tabellendritte, weil die HSG Nerven zeigte und immer wieder freie Chancen und Gegenstöße ausließ. Die Nußlocher Torhüter Fabian Lieb und Robbie Sowden taten ihr Übriges und parierten einige Male hervorragend. „Wir haben heute extrem viele einhundertprozentige Torchancen liegengelassen, das kostet Nerven“, wusste HSG-Cheftrainer Daniel Eblen. „Dennoch haben wir sehr variabel nach Lösungen gesucht und sie auch immer wieder gefunden.“ So wie beim 3:4 durch Paul Kaletsch (6.). Schon jetzt stand die Halle das erste Mal und trieb Konstanz nach vorne.

Als, so der HSG-Coach, die Chancenverwertung besser und die Abwehr sicherer wurde, wendete sich das Blatt langsam. Nußloch fehlten nun die einfachen Tore, tat sich im Positionsangriff immer schwerer gegen die massive Konstanzer 6:0-Deckung, während die Gastgeber immer besser in das Spiel fanden – und nach knapp 21 Zeigerumdrehungen zum 11:11-Ausgleich kamen. Zur Pause leuchtete dann bereits ein 15:13 von den Anzeigetafeln.

Vor allem gegen den wieder genesenen achtfachen Torschützen Mathias Riedel, der entweder wie ein heißes Messer durch die SGN-Abwehr marschierte oder aber mit unglaublicher Wucht aus dem Rückraum zuschlug, war nun kein Kraut gewachsen. Sogar ein Ball hielt der Belastung bei einem Pfostentreffer nicht stand. Dazu funktionierten die Spielzüge und Auslösehandlungen immer besser, sodass die HSG ihre 1850 Fans mit tollen Anspielen und Toren verzücken konnte.

Schien die verletzungsgebeutelte Nußlocher Mannschaft nach dem 18:14 trotz zwischenzeitlicher Aufholjagd zum 22:21 vier Minuten vor dem Ende mit vier Treffern Rückstand (23:27) schon geschlagen, so bot die Schlussphase dank des eindrucksvollen Nußlocher Kampfgeistes noch einmal eine emotionale Achterbahnfahrt für die Zuschauer mit großer Spannung. Zuerst mit einer Manndeckung für Paul Kaletsch und Mathias Riedel, dann auch noch einer offenen Deckung, war den Gästen 25 Sekunden vor Schluss noch einmal der 26:27-Anschluss gelungen. Die Bühne für den ganz stark agierenden Alexander Lauber war bereitet. Sein Treffer vor sich schon Minuten vorher erhobener Kulisse zum 28:26-Endstand mit der Sirene verwandelte die „Schänzle-Hölle“ endgültig in ein Tollhaus, die Tribüne bebte, der Jubel war ohrenbetäubend.

Rechtsaußen Alexander Lauber schüttelte hinterher fassungslos den Kopf: „Wir wurden von der grandiosen Stimmung getragen, das war Gänsehaut pur. Ein unbeschreibliches Gefühl, hier den letzten Treffer zu erzielen.“ Die Anspannung war da, gibt der gebürtige Konstanzer zu: „Nußloch war eiskalt und hat unsere Fehler sofort bestraft. Als wir die Gegenstöße unterbinden konnten und selbst in erfolgreiche Konter gekommen sind, lief es jedoch immer besser.“

Und auch wenn Daniel Eblen die Euphorie noch zu bremsen versucht und mahnt, „man müsse noch viel, viel arbeiten“, bevor der Blick in Richtung 2. Bundesliga gerichtet werden dürfe, so führte die von HSG-Präsident Otto Eblen und Uli Burchardt durchgeführte Abstimmung über einen möglichen Aufstieg direkt nach dem Schlusspfiff in der vollen Halle zu einem eindeutigen Ergebnis. Die Konstanzer und die Mannschaft wollen die Herausforderung.

Prominente Unterstützung für diesen Schritt erhält die HSG auch von Welt- und Europameister Markus Baur, der die HSG Konstanz auf dem eingeschlagenen Weg schon vor dem Spiel bestärkte: „Es ist doch ein toller Ansporn für alle, endlich wieder Bundesliga-Handball am Bodensee zu ermöglichen. Ich finde den Konstanzer Weg mit jungen Talenten und in enger Zusammenarbeit mit den Hochschulen grandios.“ Schließlich schloss der DHB-Junioren-Nationaltrainer seine Ausführungen mit den Worten: „Es ist sicher lohnenswert, dem jungen Team die Chance zu geben und zu sehen, was möglich ist. Die Nationalmannschaft macht es gerade vor: warum sollte es der HSG nicht auch gelingen, in der zweiten Liga für Furore zu sorgen?“

HSG Konstanz – SG Nußloch 28:26 (15:13)

HSG Konstanz: Konstantin Poltrum, Stefan Hanemann (Tor); Fabian Schlaich (3), Marius Oßwald, Mathias Riedel (8), Kai Mittendorf (1), Simon Flockerzie, Matthias Stocker (2), Michael Oehler, Paul Kaletsch (8/2), Alexander Lauber (4), Fabian Maier-Hasselmann, Tim Jud (2).

Zuschauer: 1850.