Karlsruhe/Schliffkopf (esch). Die DKB-Handball-Bundesliga beendete am Wochenende die wohl spannendste Saison aller Zeiten mit einem Herzschlagfinale zwischen den Rhein-Neckar-Löwen und dem THW Kiel, das mit zwei Toren zugunsten der Norddeutschen endete. Am Sonntag nahm dann der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Roggisch, Abschied von der „stärksten Liga der Welt“ vor ausverkauftem Haus in der SAP-Arena Mannheim.
Doch auch dieses Highlight konnten die Löwen und die Adlerträger nicht lange auf sich wirken lassen, denn am Montag trafen sie sich im Nationalparkhotel Schliffkopf zum nächsten Lehrgang der deutschen Nationalmannschaft. „Der finale Countdown hat nun begonnen,“ bezeichnete Bundestrainer Martin Heuberger diese Maßnahme. Von nun an werden die Tage gezählt bis zu den beiden Qualifikations-Begegnungen gegen Polen. Nur eine der beiden Nationen wird zur Handball Weltmeisterschaft 2015 nach Katar fahren und das möchte gerne die DHB-Auswahl sein. Alle Anstrengungen werden auf die beiden Termine konzentriert.
Der Präsident des DHB, Bernhard Bauer, wies während des Medientreff auf dem Schliffkopf darauf hin, dass für die Nationalmannschaft Rahmenbedingungengeschaffen wurden, die eine intensive Vorbereitung ermöglichen. Er ist sich sicher, dass „jeder einzelne Spieler und das Trainerteam darauf eingestellt sind, ihr Bestes zu geben“. Wichtig für Bauer ist auch die Tatsache, dass man das Rückspiel zuhause austragen darf. In Magdeburg wird es in der GETEC-Arena zu einer Doppelveranstaltung kommen, denn vor der Herrenmannschaft werden die Damen des DHB ihr entscheidendes Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft gegen Mazedonien bestreiten. Der Präsident erhofft sich, dass „durch die Fans erheblicher Rückenwind kommt, damit wir alle glücklich nach Hause gehen können.“
Der Bundestrainer Martin Heuberger hat im Augenblick achtzehn Spieler auf dem Schliffkopf zusammen und beginnt somit die finale Vorbereitung auf die beiden Auseinandersetzungen Anfang Juni. Es fehlen natürlich die vier Spieler des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt, die ja bekanntlich am Wochenende noch im Final Four der Champions League zum Einsatz kommen. Der Montag wurde nach dem letzten Spieltag noch zur Regeneration genutzt, aber ab Dienstag wurde dann am Feinschliff gearbeitet. Die Spieler machen einen konzentrierten Eindruck. „Ich habe einen Kader von 28 Spielern nominiert, so dass ich im Ernstfall noch reagieren könnte. Achtzehn sind hier, vier kommen noch am Montag dazu und die anderen Spieler stehen auf Abruf bereit,“ erklärte ein zuversichtlicher Bundestrainer. Die Mannschaft bleibt bis Donnerstag im Schwarzwald und bekommt dann einige Tage frei, ehe sie sich zur letzten Vorbereitung am Montag in Frankfurt trifft. Am Dienstag findet dann das letzte Testspiel gegen Norwegen in Wetzlar statt. Man hat sich die Skandinavier ausgesucht, weil sie ähnlich wie die Polen mit einer 6:0 Deckung agieren und über einen starken Rückraum verfügen. Wichtiger erscheint jedoch Martin Heuberger, dass seine „Mannschaft in einen gewissen Spielrhythmus findet“.
Der Bundestrainer blickt den beiden für den deutschen Handball wichtigen Spielen zuversichtlich entgegen: „Im Sport geht es immer um alles oder nichts. Wir wollen alle nach Katar und dazu müssen wir die Polen wegräumen. Wir müssen die Leistungen, die wir hier zeigen sowohl in Danzig wie auch in Magdeburg auf das Feld bringen. Wir brauchen gute Torhüter, eine starke Abwehr und viel Tempo nach vorne.“
In einer kleinen Analyse seiner Mannschaft stellte er fest, dass alle drei Torhüter gut drauf sind. Für die erste Welle kann man sich auf die schnellen Außen der Rhein-Neckar-Löwen, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki, verlassen. Auf der Spielmacherposition hat Heuberger inzwischen mehrere Optionen. Neben Michael Haaß und Tim Kneule könnte auch Steffen Weinhold diese Rolle übernehmen. Mit Rückkehrer Michael Kraus kommt auf der Mittelposition ein weiterer kreativer Faktor dazu. Für den Positionsangriff arbeitet die Mannschaft schon seit einem halben Jahr an verschiedenen taktischen Möglichkeiten.
Kapitän Oliver Roggisch hatte mit seinen Löwen einen bitteren Samstag erlebt, durfte dann aber am Sonntag eine sensationelle Verabschiedung in der SAP-Arena genießen. Die Qualifikation für die WM wird für ihn auch der Abschluss seiner Karriere als Nationalspieler sein und er ist zuversichtlich, dass es ein positives Erlebnis werden wird: „Trotz aller Erlebnisse in den letzten Tagen werden wir uns jetzt voll und ganz auf Polen konzentrieren. Wie ich die Mannschaft hier erlebe, wie sie drauf ist, bin ich sicher, dass jeder weiß welche Bedeutung in dieser schweren Aufgabe steckt. Wir dürfen aber die Polen auf keinen Fall unterschätzen. Vor allem in Danzig müssen wir aufpassen, dass wir nicht unter die Räder kommen. In beide Begegnungen erwarte ich die Mannschaften auf Augenhöhe und der Glaube an sich selbst wird die Grundvoraussetzung für den Erfolg sein. In Magdeburg müssen wir die Unterstützung durch das Publikum annehmen und entsprechend auf dem Feld umsetzen.“
Uwe Gensheimer gab zu, dass die Eindrücke vom vergangenen Wochenende noch etwas nachwirken, aber „man verarbeitet es immer ein bisschen mehr. Aber man muss sich neu fokussieren können, neu Aufgaben angehen. Das Spiel am Samstag und der Empfang der Fans haben uns auch geholfen. Nun kommt für diese Saison noch eine wichtige Aufgabe und die nehmen wir an.“
Die Nationalmannschaft fühlte sich auf dem Schliffkopf sichtlich wohl und machte einen lockeren, aber dennoch sehr konzentrierten Eindruck. Die Ruhe im Naturpark Schwarzwald hat den Spielern nach dem turbulenten Wochenende gut getan. Die Stadtverwaltung von Freudenstadt stellt dem DHB-Tross die David-Fahrner-Halle zur Verfügung, so dass Bundestrainer Martin Heuberger genügend Trainingseinheiten durchführen konnte. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Handballer die Chance nutzen werden und bei der nächsten Weltmeisterschaft wieder zum Teilnehmerfeld gehören.