3. Liga: HSG Konstanz lässt Pforzheim vor Rekordkulisse beim Bundesliga-Superball keine Chance

0
1374

HSG Konstanz – TGS Pforzheim 29:21 (14:7) 

1.800 Zuschauer bedeuten neuen Zuschauerrekord in ausverkaufter Schänzle-Sporthalle.

Handball 3. Bundesliga HSG Konstanz- TSG Pforzheim (29:21)
Der achtmal erfolgreiche Paul Kaletsch ist von David Hoffmann nicht zu stoppen, der dreimal erfolgreiche Weltmeister Andrey Klimovets muss zusehen (hinten in weißem Trikot, Nr.17)

„Das wird eine überragende Kulisse, ich hoffe sie wird die HSG Konstanz beflügeln“, hatte Martin Heuberger, früherer Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft, kurz vor dem Auftritt der HSG Konstanz in der 3. Liga gegen die TGS Pforzheim gesagt. Kurz darauf wurde die frohe Botschaft verkündet: 1.800 Zuschauer, ausverkaufte Schänzle-Sporthalle. Damit konnte der Rekord vom letzten Bundesliga-Superball mit 1.700 Zuschauern tatsächlich getoppt werden. Die HSG Konstanz setzte dem denkwürdigen Event mit dem 29:21 (14:7)-Erfolg gegen die TGS Pforzheim das Sahnehäubchen auf und begeisterte die frenetischen Zuschauer mit einer eindrucksvollen Mannschaftsleistung.

Viel war im Vorfeld des Bundesliga-Superballs darüber gesprochen worden, ob die große Kulisse denn nun zu große Erwartungen schüre, gar Druck oder Verkrampfung verursachen könne – oder einfach nur beflügelt, wie es sich nicht nur Martin Heuberger erhofft hatte. Zumindest die zweite Mannschaft der HSG Konstanz tat sich im Südbadenliga-Derby gegen den TuS Steißlingen lange schwer, bevor sie sich erst in der zweiten Halbzeit mit Hochgeschwindigkeitshandball den 36:27 (14:16)-Sieg sichern und damit die Tabellenführung weiter ausbauen konnte. Und auch die Konstanzer A-Jugend musste Geduld beweisen, bevor auch ihr mit einem deutlichen 35:26-Erfolg gegen Neuhausen/Filder der dritte Heimsieg in Folge und der Sprung weg vom Tabellenende gelang. Den Zweitliga-Frauen des SV Allensbach schließlich gelang es nicht, den 12:16-Pausenrückstand gegen die SG H2Ku Herrenberg aufzuholen und mussten schließlich eine bittere 22:31-Niederlage hinnehmen.

Handball 3. Bundesliga HSG Konstanz- TSG Pforzheim (29:21)
Geburtstagskind Matthias Stocker netzt ein

Pforzheim wollte der HSG Konstanz die riesige Handball-Party gründlich verderben und setzte dabei auch auf einen deutschen Weltmeister von 2007. Andrey Klimovets griff auch in Konstanz aktiv in das Spielgeschehen ein, um sein verletzungsgebeuteltes Team zu unterstützen. Dennoch konnten die Gastgeber die Antwort auf die vor der Partie gestellte Frage schon nach wenigen Minuten in bemerkenswerter Art und Weise geben: Für das Team von Daniel Eblen war die Kulisse nur eines – pure Motivation, die enorm beflügelt. Nicht anders ist zu erklären, wie stark die HSG sich von Anfang an präsentierte.

„Wir haben es auf den Punkt auf die Platte bekommen – einfach genial“, strahlte Geburtstagskind Matthias Stocker nach dem Spiel. „Gigantisch, ich hätte mir meine Geburtstagsparty nicht besser vorstellen können. Das war Gänsehautfeeling und ein geiles Spiel von uns mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung.“ Kraftvoll, entschlossen und ganz abgezockt erspielte sich Konstanz sofort einen kleinen Vorteil (2:0, 4:2), bevor nach dem 3:4-Anschlusstreffer (10.) durch den letztjährigen Drittliga-Torschützenkönig Florian Taafel ein Zwischenspurt der HSG folgte. „Die gute Abwehrleistung und die starke Vorstellung von Max Folchert im Tor waren der Grundstein für den Erfolg“, so HSG-Cheftrainer Daniel Eblen. Pforzheim tat sich nun enorm schwer gegen die gute Konstanzer Defensive und lag wenig später mit 3:7 (13.) zurück, auch weil die HSG sich im Angriff enorm variabel zeigte und jeder Spieler ständige Torgefahr ausstrahlte. Wurde Mathias Riedel in Manndeckung genommen, wurde das Spiel erfolgreich über den Kreis gesucht – oder aber der wieder einmal stark aufspielende achtfache Torschütze Paul Kaletsch sorgte mit seinen Schlagwürfen für einfache Tore.

Handball 3. Bundesliga HSG Konstanz- TSG Pforzheim (29:21)
Fabian Schlaich lässt dem Ex-Konstanzer Jonathan Binder im Pforzheimer Tor keine Chance

Die TGS konnte in dieser Phase den Lauf der nun im Rausch agierenden HSG nur mit einem Tor unterbrechen (7:4, 14.), bis die HSG Konstanz fast schon vorentscheidend auf 11:4 nach nicht einmal 21 Minuten davongezogen war. Die Torverteilung zeigt es: Während das Spiel der Pforzheimer sich auf ihre Einzelkönner Taafel, Kikillus, Wysokinski und Klimovets konzentrierte, war Konstanz extrem schwer auszurechnen und von allen Positionen gefährlich. Auch wenn die Gäste sich langsam wieder zurückkämpfen konnten, der Sieben-Tore-Vorsprung der HSG hatte auch zur Halbzeit bestand, weil sich Konstanz kaum Fehlwürfe leistete und die Gäste selten ein Mittel gegen die massive Konstanzer 6:0-Deckung fanden.

Schon jetzt war die „Schänzle-Hölle“ ein Tollhaus und die 1.800 Zuschauer in der ausverkauften Halle wurden mit einigen sehenswerten Kabinettstückchen begeistert – und die dankten es mit einer begeisternden Atmosphäre. „Toll, wenn man sieht, wie die ganze Halle die letzten fünf Minuten stehend mitfeiert. Ein Erlebnis, für das wir etwas tun mussten – und unbedingt wollten“, meinte Daniel Eblen. Nachdem die mitgereisten TGS-Fans lautstark mehr Kampf von ihrer Mannschaft gefordert hatten, wurde es kurzzeitig noch einmal spannend. 20:11 (43.) lag die HSG in Führung, vergab dann allerdings ein paar Torchancen gegen die offensivere Deckung der Goldstädter – und die TGS war zur Stelle und nutze ihre Möglichkeiten mit vier Toren in Folge zum 15:20 (47.). „Wir haben schon variabel im Angriff gespielt, manchmal hat noch etwas die Konsequenz gefehlt – aber das wäre jetzt auch wirklich die Suche nach dem Haar in der Suppe, denn die Leistung war insgesamt gut“, so Daniel Eblen, der sich auch dafür bedankte, dass gerade in dieser Phase das „fantastische Publikum“ sein Team weiter nach vorne peitschte. „Die Jungs haben das gemerkt, sich zusammengenommen, gezeigt, was sie können und dann auch immer wieder ein Tor gemacht, wenn wir es gebraucht haben.“

So bediente Benjamin Schweda Fabian Schlaich mit einem herrlichen Pass, den dieser mit einem spektakulären Dreher zu vollenden wusste – 24:17 nach 53 Minuten. Die Feierlichkeiten auf der Tribüne hatten ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, bevor nach dem 28:19 (58.) beim 29:21 die Schlusssirene ertönte und alle Dämme brachen.

„Überragend geil, ich weiß gerade nicht, ob ich mich freuen oder Angst haben soll“, freute sich Mathias Riedel diebisch über den gelungene Rückrundenauftakt und die tolle Kulisse, während Matthias Stocker erklärte, dass er „nicht nervöser als sonst gewesen sei. Ich habe das einfach aufgesaugt. Unsere Bank war das Erfolgsrezept, denn wir hatten 14 Mann, die alle richtig heiß waren.“ Paul Kaletsch mochte einfach nur noch genießen: „Herrlich, das beflügelt so ungemein. Wir sind zwar bei jedem Heimspiel von guter Stimmung verwöhnt, aber heute war es schon besonders. Von der ersten bis zur letzten Minute haben die Fans Gas gegeben und wir sind auf dem Feld alle füreinander eingestanden. Das hat Spaß gemacht – mehr davon! Danke an die Fans und die vielen Helfer.“ Dass sich die HSG Konstanz einiges für die Rückrunde vorgenommen hat, hat sie mit der eindrucksvollen Leistung gegen Pforzheim gezeigt. Konstanz soll bei Konstanz einkehren. Gerade gegen den TuS Fürstenfeldbruck möchte sich die HSG am kommenden Sonntag um 17 Uhr wieder zu Hause in der Schänzle-Sporthalle nur zu gerne für die 26:33-Pleite zu Saisonbeginn revanchieren. „Da haben wir noch etwas gutzumachen“, so Paul Kaletsch.

HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (8/3), Schlaich (4), Schweda (1), Groh (3), Riedel (3), Hafner (1), Mittendorf, Flockerzie (1), Stocker (2), Faißt (6), Lauber, Bruderhofer.

Zuschauer: 1.800 (ausverkauft)