Wer Kampf und Emotionen beim Handball erleben wollte, der kam beim badischen Derby am Freitagabend in der Stadthalle Östringen voll auf seine Kosten. Beim Aufeinandertreffen zwischen den beiden Spielgemeinschaften aus Kronau/Östringen und Leutershausen wurde mit beiden Attributen denn auch Spannung bis zum Schlusspfiff geboten. Dass die Partie am Ende mit einem Unentschieden von 29:29 endete spaltete die Zuschauer in drei Lager. Die meisten Betrachter sprachen von einem gerechten Ergebnis, während es auf beiden Seiten aber auch Vertreter gab, die von einem verlorenen Punkt redeten.
Fakt ist, dass beide Mannschaften in der Schlussphase die Gelegenheit hatten, das Derby noch für sich zu entscheiden. Zehn Sekunden vor dem Abpfiff scheiterte Linksaußen Leon Bolius am reaktionsschnellen Alexander Hübe und somit waren die „Roten Teufel von der Bergstraße“ noch einmal in Ballbesitz, konnten aber in fünf Sekunden nichts Zählbares mehr zustande bringen. Einig waren sich die beiden Trainer beim abschließenden Gespräch, dass „die spielerische Komponente auf der Strecke blieb“.
Junglöwen-Trainer, Klaus Gärtner, hatte vor dem Spiel erwartet, dass sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnen, denn immerhin traf der beste Angriff der Liga auf die zweitbeste Abwehr, die bisher nur einmal mehr als dreißig Treffer hinnehmen musste. Die Gäste erwischten den besseren Start, den vor allem Hübe ermöglichte, der mit drei Paraden in der Anfangsphase den Schwung der Kraichgauer etwas bremste. Die Truppe von Trainer Marc Nagel nutzte die Chance und ging 1:3 in Front. Diesen Vorsprung verteidigten die Rothemden bis zur vierzehnten Minute ehe Marvin Gerdon und Michel Abt ausgleichen konnten. Ab Mitte der ersten Hälfte legten dann die Gastgeber vor und zwang den Tabellenzweiten in die Rolle des Jägers, die dieser auch erfolgreich annahm. Die Gelbhemden versuchten alles, dem Kontrahenten zu entweichen, aber der starke Rückraum der Gäste mit Stefan Salger, Jochen Geppert und Valentin Spohn fand immer wieder Lücken in der Abwehr der Hausherren. Abt markierte mit seinem fünften Tor die 16:15 Pausenführung.
Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit sah beide Teams sofort wieder hellwach, so dass sich den Zuschauern das gleiche Bild bot wie vor dem Wechsel. Die Junglöwen legten weiter vor aber der Widersacher von der Bergstraße glich sofort wieder aus. Ein 3:0 Lauf der Gelbhemden brachte dann ein verändertes Bild. Marc Nagel legte den grünen Karton und stellte seine Mannschaft neu ein. Allerdings spielten ihm dann die Junglöwen in die Karten, die eine unnötige Zeitstrafe hinnehmen mussten. Trainer Gärtner nahm den Torhüter raus und schickte den sechsten Feldspieler auf die Platte. Durch einen Wechselfehler brachten sich die Hausherren in doppelte Unterzahl und verspielten dadurch den erarbeiteten Vorteil. Leutershausen war wieder drin. Die Dramaturgie wiederholte sich danach: Junglöwen legten vor und der Gast konterte. Mitte der zweiten Halbzeit schien die Partie eine Wende zu nehmen. Die Abwehr der Hausherren erwies sich zweimal besonders aufmerksam und eroberte sich die Harzkugel. Max Haider und Bolius bauten den Vorsprung abermals auf drei Tore aus und zwangen die SGL schon früh zu ihrer letzten Auszeit. Der nächste Ballgewinn brachte den Gelbhemden beim Stand von 26:22 erstmals eine Führung mit vier Treffern und die Fans auf den Rängen wähnten ihre Sieben schon auf der Siegerstraße. Aber die „Roten Teufel“ gaben nicht auf, sondern verstärkten sofort ihre Bemühungen, den Anschluss wieder herzustellen, denn immerhin waren noch dreizehn Minuten zu spielen. Angetrieben wurden die Gäste von Spielmacher Geppert, der sowohl in der Abwehr wie im Angriff die Verantwortung übernahm. Roy
James und Gerdon konnten zwar mit ihren Treffern den Gegner auf Distanz halten, aber der Druck der Bergsträßler ließ nicht nach. Mit drei Toren in Folge brachte Geppert sein Team fünf Minuten vor dem Ende in Schlagdistanz. Der nächste Angriff bescherte dem Meister der vergangenen Saison durch Pfattheicher den Ausgleich zum 28:28. Die letzten drei Minuten waren Spannung pur. Jedes Team versuchte den Big Point zu setzen. Abt gelang es von der Siebenmeterlinie, nachdem er an diesem Abend schon zweimal an Hübe gescheitert war, seine Farben in Vorteil zu bringen. Der Jubel der Fans war groß als Marco Bitz den folgenden Wurfversuch von Geppert parieren konnte und die Gelben wieder in Ballbesitz brachte. Die Deckung der SGL konzentrierte sich vor allem auf Abt und blockte seinen nächsten Wurf. Den folgenden Konter verwertete Christopher Räpple zum Ausgleich bei 29:29, aber noch waren 75 Sekunden auf der Uhr. Trotz aller Bemühungen blieb es am Ende beim Unentschieden.
Trainer Gärtner kommentierte die Partie nach dem Schlusspfiff: „Spielerisch war ich auch nicht zufrieden, aber es war eben ein echtes Derby, bei dem es nun mal zur Sache geht. Wir haben aber das was wir uns vorgenommen hatten auch umgesetzt. Zum Schluss haben wir ein paar einfache Fehler gemacht. Aber wir haben eine junge Mannschaft und da passieren halt auch mal Fehler. Wir wollten heute aggressiver zu Werke gehen und haben diesem Vorsatz auch entsprochen. Gegen die zweitbeste Abwehr der Liga haben wir 29 Tore erzielt und sind damit nur zwei unter unserem Schnitt geblieben.“
Für Kronau/Östringen spielten: Marco Bitz, Lucas Bauer – Roy James (2), Marius Steinhauser, Lukas Sauer, Maximilian Rolka (2), Max Haider (4), Leon Bolius (5), Marvin Gerdon (6), Nicolas Herrmann (1), Michel Abt (8/4), David Ganshorn (1), Max Schwarz, Rico Keller
Für Leutershausen spielten: Alexander Hübe, Moritz Mangold – Marc Wetzel, Rico Wilde, Stefan Salger (6), Christopher Räpple (3/1), Sascha Pfattheicher (4), Marlon Lierz (1), Jochen Geppert (8/2), Valentin Spohn (5), Matthias Conrad, Marvin Karpstein (1), Thomas Ratzel (1)
