Karlsruhe (esch). Es ist im Handball für Jugendmannschaften sicherlich nicht etwas alltägliches unter der Woche ein Pflichtspiel austragen zu müssen, aber manchmal muss man im Leistungsport auch mal etwas außergewöhnliches machen. Die beiden Teams die in der Baden-Württemberg-Oberliga der B-Jugend die Tabelle anführen trafen am Donnerstagabend in der Stadthalle Östringen aufeinander. Tabellenprimus SG Kronau/Östringen empfing den Zweiten SG Pforzheim/Eutingen zum Nachholspiel und das vor einer erstaunlichen Kulisse. „So viele Zuschauer sind oft nicht in der 3. Liga da,“ meinte ein Östringer Fan. Während der gesamten Begegnung war auch eine tolle Stimmung und die Spieler waren vor allem in der ersten Hälfte voll motiviert. Die Partie bot ein Schauspiel in drei Akten: Zunächst dominierten die Gastgeber und führten 9:3, dann blies der Gast zur Aufholjagd und war zur Pause nur noch 11:10 im Rückstand und im letzten Akt, der die ganze zweite Hälfte andauerte, bestimmten die Goldstädter das Geschehen und siegten am Ende verdient mit 20:28. Mannschaft und Anhänger hatten allen Grund zu jubeln, denn der Sieg bedeutete gleichzeitig, dass die Schützlinge von Alexander Brossert auf Platz eins vorrücken. Der Trainer der Gastgeber, Claus Gärtner reagierte sauer, weil sich sein Team nicht an die vorgegebene Marschroute gehalten und das Spiel völlig aus der Hand gegeben hat.
Die Junglöwen kamen besser in die Begegnung und lagen bis zur fünften Minute mit 3:0 in Führung. Die Gäste nahmen deshalb schon früh die erste Auszeit. Trainer Brossert begründete seine Reaktion: „Wir kamen anfänglich mit der versetzten 5:1 Deckung überhaupt nicht zurecht und ich musste die Jungs neu einstellen.“ Zwar kam der Tabellenzweite danach auf 3:2 heran, aber Jugendnationalspieler Rico Keller stellte mit zwei Erfolgen von der Siebenmeterlinie den alten Abstand wieder her. Bis zur 15. Minute war der Vorsprung der Hausherren beim Stand von 9:3 auf sechs Tore angewachsen, wobei sie vor allem davon profitierten, dass Torhüter Janis Steinhauser seinen Kollegen aus dem Team Baden reihenweise die Wurfversuche parieren konnte. Am Wochenende kämpften zwölf Akteure aus beiden Mannschaften noch gemeinsam im Team Baden um den Länderpokal und holten die Bronze-Medaille, nun traten sie mit ihren Vereinsmannschaften gegeneinander an. Steinhauser hatte seine Hausaufgabe gemacht und sich die Wurfbilder gut gemerkt. In den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte nahmen die Brossert Jungs endlich die Verfolgerrolle an und kämpften sich Tor um Tor wieder heran. In der Abwehr agierten die Gäste konzentrierten und erschwerten so dem Rückraum der Kraichgauer einfache Würfe zu nehmen. Chris Wark gelang in der 21. Minute der Anschlusstreffer zum 9:8 und schon im nächsten Angriff folgte durch Spielmacher Julian Broschwitz der erste Ausgleich. Die Schlussphase sah beide Teams auf Augenhöhe und es war dann das erwartet enge Spiel. Keller sorgte mit zwei Toren dafür, dass seine Mannschaft mit einer 11:10 Führung in die Pause gehen durfte.
Nach dem Wechsel wirkten die Blauhemden vom Buckenberg zielstrebiger und emotionaler. Trainer Brossert hatte die Pause dazu genutzt, seine Abwehr neu zu formieren und im Angriff hatte er angeordnet, dass die Wurfbilder verändert werden. Auf der anderen Seite ermahnte Trainer Gärtner seine Jungs wieder die Einstellung zu zeigen, die in der Anfangsphase zum Erfolg führte. Die ersten Zeichen setzten jedoch die Gäste durch Sascha Pfattheicher, der mit zwei Toren in Folge sein Team mit 11:13 in Front schoss. Die Gastgeber waren gerade in der Startphase zur zweiten Hälfte in der Abwehr nicht mehr kompakt und handelten sich auch unnötige Zeitstrafen ein. Bis zur 33. Minute hielten die Gelbhemden noch dagegen und ließen den Gegner nicht weiter als zwei Tore davon ziehen. Adam Soos, der Spielmacher der Junglöwen, hatte gerade mal wieder auf 15:17 verkürzt, da schlugen Valentin Spohn und Pfattheicher, die beim Länderpokal ins Allstar-Team gewählt wurden, zu und legten erstmals vier Treffer vor. Trainer Gärtner griff zum grünen Karton und nahm die erwartete Auszeit. Aber es brachte nicht die erhoffte Wende,denn es trafen vor allem die gegnerischen Angreifer. Zweimal Pfattheicher und Auswahlspieler Fabian Hurst bauten auf 17:23 aus und bogen mit ihrer SG auf die Siegerstraße ein. Die Kraichgauer Angreifer scheiterten in der zweiten Hälfte auch immer öfter an Jungtalent Moritz Mangold im Gehäuse der Gäste. Mit einer Führung von acht Toren bogen die Gäste in die Schlussphase ein und hatten von den Kontrahenten nicht mehr viel zu befürchten. Die Schützlinge von Trainer Gärtner waren ab Mitte der zweiten Hälfte nicht mehr in der Lage, dem Spiel eine Wende zu geben. Obwohl Claus Gärtner noch eine letzte Auszeit genommen hatte, waren seine Jungs weit weg davon, seine Anweisungen auch nur annähernd umzusetzen. Es war daher mehr als verständlich, dass es dem Trainer nach der Begegnung schwer fiel, die Leistung seiner Mannschaft zu beurteilen.
Umso redseliger war Gäste-Trainer Alexander Brossert: „Wir sind schlecht ins Spiel reingekommen und haben uns dann von Minute zu Minute gesteigert, vor allem weil wir uns dann besser auf die Deckungsvariante des Gegners eingestellt hatten. Als wir mit Pfattheicher und Broschwitz immer wieder 1:1 Aktionen setzen konnten, handelte sich Kronau oft Zeitstrafen ein und das hat ihnen letztendlich das Genick gebrochen. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder unsere erfolgreiche Formation aus dem Hinspiel genommen und hatten erneut damit Erfolg. Es ist genau die Abwehr, die man gegen die Spielertypen von Kronau wählen muss. Wir haben noch zwei schwere Spiele und die wollen wir beide gewinnen. Nachdem wir zweimal als Zweiter in die deutsche Meisterschaft eingezogen sind, wollen dieses Mal unbedingt mit einem Titel weiter kommen.“
Für die SG Kronau/Östringen spielten: Janis Steinhauser, Sebastian Eisend – Andre Ockert (6), Adrian Baker (3), Adam Soos (3), Michael Nagel (1), Rico Keller (6/3), Marlon Lierz (1), Timm Schwegler, Philipp Meyer, Pascal Montag, Jonas Bauer, Julian Kolb, Moritz Kretz
Für die SG Pforzheim/Eutingen spielten: Moritz Mangold, Felix Schucker – Fabian Hurst (1), Paul Lupus (2), Yannik Deutscher, Valentin Spohn (3), Max Brümmer (2), Sascha Pfattheicher (9), Tom Schlögel (2), Chris Wark (1), Julian Broschwitz (8/5)
Quelle: Erich Schütt