In fast allen Sportarten haben die Derbys eine Bedeutung, die oft zu unverhofften Ergebnissen führt. In der Pforzheimer Konrad-Adenauer-Halle fand am heutigen Abend eine Begegnung zwischen den beiden badischen A-Jugendmannschaften SG Pforzheim/Eutingen und der SG Kronau/Östringen als Rückrundenpartie der Jugendbundesliga statt. Dieses Landesderby zwischen den beiden stärksten Teams dieser Altersklasse innerhalb des Badischen Handball-Verbandes hatte noch einen besonderen Reiz, denn die meisten Akteure wirkten beim letzten Länderpokal im TEAM BADEN mit. Vor dem Spiel war schon klar, dass die Gelbhemden aus dem Kraichgau nicht noch einmal zu einem 30:20 Erfolg kommen würden wie im Hinspiel, da die Truppe von Trainer Alexander Lipps zuhause zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sein kann. Und die sechzig Minuten vor einer ansprechenden Kulisse boten in einer spannenden Bundesligabegegnung hervorragenden Handball, in der sich die Gäste am Ende mit 23:25 beide Punkte sicherten.
Vom Anpfiff weg begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe und kämpften verbissen, allerdings mit fairen Mitteln, um jeden Ball. Die Blauhemden aus der Goldstadt erwischten den besseren Start und legten vor allem in der Anfangsphase immer wieder einen Treffer vor. Der Nachwuchs der Rhein-Neckar-Löwen war in dieser Phase in die Rolle des Verfolgers gedrängt und kam nur durch gute Einzelleistungen zu Torerfolgen. Da die beiden Torhüter Stefan Koppmeier (SG Pforzheim/Eutingen) und Marco Bitz /SG Kronau/Östringen) von Beginn an konzentriert zur Sache gingen, gab es immer wieder Abschnitte, in denen Torerfolge auf beiden Seite Mangelware wurden. Bis Mitte der ersten Hälfte hielten die Gastgeber ihre Führung mit ein oder zwei Treffern, konnten aber nicht weiter wegziehen. In der 19. Minute erzielte Sandro Münch mit einem gewaltigen Wurf aus der zweiten Reihe mit dem Tor zum 8:6 abermals eine Führung mit zwei Treffern, sodass das Trainergespann der Gäste Andre Bechtold/Andreas Schurig den grünen Karton zog. Ihre Anweisungen wurden in der Folgezeit noch nicht in Tore umgesetzt, im Gegenteil hatten die Goldstädter drei klare Chancen, den Vorsprung noch zu erweitern, scheiterten aber an Torhüter Bitz. Trainer Lipps bilanzierte nach der Partie: „Unser Spiel hat einen ersten Knacks bekommen, als wir drei Möglichkeiten ausließen auf drei oder gar mehr Tore davon zu ziehen. Das hat den Gegner motiviert.“ In der Tat folgte die beste Phase der Gäste im ersten Spielabschnitt und bescherte ihnen einen 4:0 Lauf und die 8:10 Führung. Die Gelbhemden hatten dem Spiel eine Wende gegeben und nun die Gastgeber in die Verfolgerrolle gedrängt. Marvin Gerdon, den die Trainer nach der Auszeit in den rechten Rückraum beordert hatten, gab den Lipps Schützlingen mit seinen Aktionen so manche schwere Prüfung auf. Mit zwei Treffern baute er den Vorsprung anderthalb Minuten vor dem Pausenpfiff auf zwei Tore zum 9:11 aus. Sekunden vor Ablauf der ersten Hälfte verkürzte Jugendnationalspieler Pascal Kirchenbauer mit einem herrlichen Schlagwurf auf den Pausenstand von 10:11.
Nach dem Wechsel agierten die Junglöwen vor allem in der Deckung konsequenter und setzten vor allem auf den Halbpositionen den Rückraumstrategen der Gastgeber gewaltig zu. Trainer Lipps gab zu, dass sein Team zunächst damit Probleme hatte. Folge war, dass die Gäste ihren Vorsprung auf drei und danach auf vier Treffer ausbauten. In der 36. Minute legte Linkshänder Justus Mehr auf 11:15 vor und die mitgereisten Anhänger der Junglöwen sahen sich schon auf der Siegerstraße. Die Goldstädter fingen sich jedoch und fanden die richtigen Antworten und kämpften sich bis Mitte der zweiten Hälfte auf 16:18 heran. In den nächsten Minuten bestimmten bei beiden Teams abermals die Torhüter das Geschehen und vernagelten für die gegnerischen Angreifer das Gehäuse. Bechtold/Schurig griffen in der 48. Minute erneut zum grünen Karton und organisierten ihre Mannschaft für die Schlussphase neu. Bei dieser Auszeit fanden die Trainer die richtigen Worte, denn ihre Schützlinge legten in den nächsten Angriffen drei weitere Treffer vor und schienen beim 16:21 zehn Minuten vor dem Ende auf die Siegerstraße eingebogen zu sein. Nun nahmen die Goldstädter ihre nächste Auszeit, zunächst allerdings nicht mit kurzem Erfolg beschieden. Nach dem Tor von Münch antwortete Maximilian Trost mit einem vehementen Kracher aus dem Rückraum und stellte den alten Abstand wieder her. Die Blauhemden scheiterten während einer Überzahl, als Trost für zwei Minuten auf die Bank musste, abermals an Bitz und kassierten mit dem folgenden Gegenstoß durch Elyasa Balci sogar noch das 17:23. Sechs Minuten vor dem Schlusspfiff schien damit die Messe gelesen zu sein. Aber die Moral der Pforzheimer Mannschaft war noch in Takt und der Endphase drückten Kirchenbauer, Münch und Kreisläufer Jan Strehlau den Stempel auf, sodass die Blauhemden in der vorletzten Minute auf 23:25 verkürzen konnten. Kroppmeier und Bitz verwehrten dem Gegner jeweils weitere Treffer. Nach dem Schlusspfiff traten die Kraichgauer mit einem knappen aber verdienten 23:25 Erfolg und zwei Punkten die Heimreise an und bleiben damit Tabellenführer in der Jugendbundesliga.
Die Trainer äußerten sich nach der Partie zu den Leistungen ihrer Schützlinge:
Trainer Alexander Lipps: „Wir sind gut in das Spiel reingekommen und ich war mit dem Beginn zufrieden. Bis zum 8:6 war alles in Ordnung und dann haben wir uns dreimal in Folge nicht belohnt. Anstatt 9:6 zu führen, liegen wir plötzlich 8:11 hinten. In der Halbzeit gaben wir die Marschroute aus, wie zu Beginn ins Spiel zurück zu finden. Kronau hatte aber umgestellt und mit den zwei offensiven Halbspielern sind wir sechs Minuten nicht klar gekommen und lagen bis zur Auszeit vier hinten. Dem Rückstand von vier bis fünf Toren liefen wir dann hinterher und haben ihn lange nicht mehr anwachsen lassen. In den letzten sechs Minuten hat man den absoluten Fight meiner Jungs dann richtig gemerkt, aber es hat leider nicht mehr gereicht.“
Trainer Andre Bechtold: „Wir hätten eigentlich einen höheren Sieg erzielen können, aber gegen Ende haben wir im Gefühl des sicheren Erfolges einige individuelle Fehler produziert. In der zweiten Hälfte war ich mit der Abwehr sehr zufrieden, obwohl wir zwischendurch noch einfache Tore durch Schlagwürfe erhielten. Wenn ein Gegenspieler technisch so gut ist, muss man in der Abwehr konsequenter agieren. Im Angriff haben wir nicht geduldig genug gespielt und haben den Ball nicht laufen lassen. Phasenweise hat es im Angriff funktioniert, aber eben nur phasenweise. Daran werden wir noch arbeiten.“
Für die SG Pforzheim/Eutingen spielten: Stefan Kroppmeier, David Krypczik – Jan Strehlau (3), Marius Seifried, Michael Hohnerlein, Arne Ruf, Sandro Münch (5), Pascal Kirchenbauer (5/1), Marvin Karpstein (4/1), Jannik Hofmann, Julian Broschwitz (1) Valliere Kirschner (1), Christop Schwarz (4)
Für die SG Kronau/Östringen spielten: Marco Bitz, Lukas Bauer – Maximilian Trost (4) Marvin Gerdon (7), Roy James (5/3), Max Haider, Alexander Kubitschek (2), Maximilian Rolka, Rico Keller, Dominik Adam, Justus Mehl (3), Leon Bolius (3), Elyasa Balci (1)
Quelle: Erich Schütt